Pflegedienst feiert in Rentner-WG

Vorpommern Kurier - Dienstag, 22. August 2017 - Von Claudia Malangré

Welche Alternativen zum traditionellen Heimplatz gibt es, wenn man im Alter nicht mehr alleine wohnen kann und Unterstützung braucht? Das konnten Besucher im Haus des Pflegedienstes Busch in der Pasewalker Allee erfahren. Das Konzept des Hauses ist nämlich ein besonderes.

Alternative zu Platz in Altenheim ANKLAM. Zufrieden nippt Heike Falk, Chefin des Pflegedienstes Busch, an einer Tasse Kaffee. Allein in den ersten zwei Stunden des Tags der offenen Tür haben sich mehr als 20 Personen durch die schmalen Gänge des Hauses in der Pasewalker Allee in Anklam führen lassen, das gerade einmal 12 Bewohnerzimmer hat. Das Konzept des Hauses ist ein besonderes: Der Pflegedienst betreibt kein Heim, sondern vermietet einzelne Zimmer in Dreier-WGs. Dabei können theoretisch auch noch fitte Leute einziehen. Die Bewohner können ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen Zusatzleistungen dazu buchen: zum Beispiel Pflege, Wäscheservice, Einkaufsservice oder Nachmittagsbetreuung. Das schien viele Anklamer zu interessieren. Nach der Führung wurden sie am Freitag in den Garten gelotst, wo unter einem girlandenbehängten Pavillon Kuchen serviert wurde. Was Pflegedienstleiterin Heike Falk besonders freute: „Normalerweise informieren sich eher Angehörige über unser Angebot, heute waren auch viele Ältere da“, sagt sie. So auch eine 74-jährige Anklamerin, die sich für ihre eigene Zukunft informieren wollte. „Ich habe keine Angehörigen in Anklam und werde irgendwann auf einen Pflegedienst angewiesen sein“, sagte sie. Schließlich wisse sie, dass es irgendwann ganz schnell gehen könne, da wolle sie die Entscheidung keinem anderen zumuten. Von dem Haus habe sie einen positiven Eindruck: „Es ist klein und gemütlich, man kann sich zu Hause fühlen“, sagte sie. Der Anlass für den Tag der offenen Tür war für den Pflegedienst Busch übrigens das 25-jährige Firmenjubiläum. Was das für die Chefin bedeutet? „Eigentlich zeigt es mir nur, wie schnell die Zeit vergeht, ich werde ja selbst schon 50“, sagt Heike Falk lachend.

Es war ihre Mutter Monika Busch, die den Pflegedienst 1992 ins Leben gerufen hat. 1997 stieg Heike Falk dann als festangestellte Mitarbeiterin mit ein und übernahm 2008 die Führung. Dabei ist sie eigentlich studierte Technikerin, hatte ursprünglich mit Pflege also gar nichts zu tun. „Ich habe dann aber alle Ausbildungen nachgemacht, die ich so brauchte“, sagt Heike Falk. So ist sie inzwischen auch als Altenpflegerin, Pflegedienstleiterin und Qualitätsmanagerin qualifiziert. Kein Wunder, dass die Familie stolz auf sie ist, wie unter anderem deutlich wurde, als Ehemann Jörg Falk ihr zum Jubiläum einen kleinen Präsentkorb überreichte. Das war eine schöne Überraschung, auch wenn es in diesem Moment zu regnen anfing und sie deshalb Schutz unter einem Sonnenschirm suchen mussten.

Drei Generationen für Anklams Senioren

Vorpommern Kurier - Montag, 29. August 2016 - Von Carsten Schönebeck

Hier wohnen Senioren. Hier arbeiten Generationen. Das Unternehmen von Heike Falk geht ins 25. Jahr seines Bestehens. Und auch wenn viele Anklamer die Familie kennen: So ein Tag der offenen Tür lockt.

Suchen Sie Pflegeheim oder Seniorenheim? Anklam. Freitagnachmittag darf es auch mal ein Glas Sekt sein. Erst recht, wenn die Sonne über Mitarbeitern, Bewohnern und Besuchern lacht. Im Garten der Pasewalker Allee haben die es sich bequem gemacht. „Das war ja mal unsere Parzelle, als wir selber noch hier gewohnt haben“, sagt Monika Busch, Senior-Chefin des Anklamer Betriebs. Wenn beim Pflegedienst und -heim zum Tag der offenen Tür geladen wird, dann ist das gleichzeitig ein Familienfest. Monika Busch hat den Pflegedienst 1992 gegründet, einige Jahre später wurde das Haus, in dem die Familie vorher lebte, zum Pflegeheim umfunktioniert. Tochter Heike Falk leitet das Unternehmen inzwischen. „Meine Mutter ist in Rente, verdient sich hier aber noch ein bisschen was dazu“, sagt sie. Und Tochter Michele Falk, das berichtet die Mutter stolz, hat gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Pflegedienst absolviert. „Jetzt beginnt sie ihre Ausbildung hier“, erzählt sie. Und die Liste geht weiter, auch Falks Gatte gehört zum Team. Am Freitag ist er mit der Aufgabe betraut, für kühle Getränke im Garten zu sorgen. Aber an so einem Tag der offenen Tür ist eben alles etwas anders.

Dass Pflegeheime sich auf diese Art präsentieren, ist längst nichts Neues. Auch eine Gelegenheit, die Konkurrenz mal in Augenschein zu nehmen, gibt Falk offen zu. Aber es geht natürlich um andere. Um die Menschen, die sich über die Wohnsituation, über die Konditionen informieren und einen Eindruck vom Betrieb gewinnen wollen. Zwischenzeitlich wird es richtig voll in dem Mehrfamilienhaus und dem angeschlossenen Garten. Zwischen der kleinen Gartenkegelbahn und dem Hühnergehege, auch in der Laube, wo die Kuchen sich stapeln und die Singvögel in ihrem Käfig brüten.

Die Besucher sind vor allem Ältere, die nach einem Platz für sich selbst und ihre Partner Ausschau halten. „Noch müssen wir ja nicht, aber wenn es soweit ist, dann haben wir uns da schon zwei Zimmer ausgeguckt“, sagt eine ältere Dame und hakt sich beim Gatten unter, als beide den Hof verlassen. Das habe sich schon verändert, sagt Heike Falk, wie heute solche Plätze ausgewählt werden. Der Gedanke, dass es im Alter vielleicht nicht mehr alleine geht, sei heute akzeptierter als noch vor 10 Jahren. Die Pflegeheime hätten den Schrecken vieler Vorurteile verloren.

Das mag auch daran liegen, dass das Angebot inzwischen deutlich breiter geworden ist. Und dafür sorgt auch das Haus in der Pasewalker Allee. Das honorieren auch die Besucher am Freitag. Kein klinikähnlicher Bau, keine langen Flure. Wer das Haus über den Eingang im Hof betritt, der merkt den Unterschied vielleicht nur am installierten Treppenlift, der sich und Passagiere bei Bedarf das Geländer hinauf zieht. Auf den Stockwerken jeweils zwei Wohnungen, wie im Mietshaus - zumindest vom Zuschnitt. Drei Zimmer, Küche, Bad. Die Patienten leben in kleinen Wohngemeinschaften, kochen ihr Mittagessen gemeinsam mit den Mitarbeitern in der eigenen Küche, bringen meist eigene Einrichtungsgegenstände mit. Bilder und Namen an den Türen zeigen auch den Bewohnern, wo ihr privater Raum ist. An einem steht der Name von Heike Falks Schwiegervater. Auch das gehört zum Familienbetrieb.